Fachtag über das Pilotprojekt, pädagogische Arbeit, Resilienz und Kinder psychisch erkrankter Eltern am 14.06.2024

Fachleute folgen Einladung zur Tagung an der Ruhr-Universität Bochum

Drei Einrichtungen, viel Expertise, eine gelungene Kooperation – so das Fazit eines gut besuchten Fachtags, zu dem das LWL-Universitätsklinikum Bochum, die Alzheimer-Gesellschaft Bochum und der Bochumer Kinder- und Jugendhilfeträger VINZENZ gGmbH am 14.06.2024 eingeladen hatte. Im Fokus: KIDSDEM und die Kinder demenzerkrankter junger Eltern.

Dass ein erwachsener Mensch mittleren Alters bereits an einer Demenz erkranken kann, ist bekannt, doch dass er überdies Elternteil von noch jungen Heranwachsenden sein kann, wird noch nicht so lange mitgedacht. Diese Kinder und Jugendlichen verlieren nicht nur Vater oder Mutter an eine meist unheilbare Krankheit, sondern auch ihre Jugend, weil sie plötzlich erwachsene Aufgaben übernehmen müssen. Mit Start des Pilotprojekts im November 2021 hat KIDSDEM diesen Kindern erstmals eine Stimme gegeben.

v.l.n.r.: Antje Hofmann (vdek), Heike Weiß (MAGS), Jutta Meder (Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V.), Antje Arnolds (Referentin), Verena Wisner (MAGS), Jana Weikamp und Anna Schorling (VINZENZ gGmbH), Jens Vieting (Stadt Bochum), Juliane tausch (Referentin), Dr. Ute Brüne-Cohrs (LWL-Universitätsklinikum Bochum), Jan Hildebrand VINZENZ gGmbH

Heike Weiß, Leiterin der Abteilung Pflege und Alter im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, und Antje Hofmann vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek), Vertreterin der Träger der Pflegeversicherungen in NRW, haben die Entwicklung von KIDSDEM in den vergangenen zwei Jahren begleitet. Gemeinsam mit Jens Vieting, Leiter des Amts für Soziales der Stadt Bochum, zeigten sie sich in ihren Grußworten unisono überzeugt von der Wirksamkeit dieses Kooperationsprojekts. Das Land NRW, die Landesverbände der Pflegekassen und der Verband der privaten Pflegekassen hatten das Projekt mit insgesamt rund 240.000 Euro gefördert.

Die Kinder psychisch erkrankter Eltern in den Blick zu nehmen und ihre besonderen und heiklen Lebensumstände zu verstehen, dafür warb Antje Arnolds, Nervenärztin und ehemalige Leiterin des Sozialpsychiatrischen und Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes im Kreis Mettmann, in ihrem Vortrag. Sie betonte, dass Kinder durchaus seelisch stabil aufwachsen können, auch wenn ein Elternteil psychisch erkranke. Und dass ein großer Teil dieser Kinder keine Auffälligkeiten zeige. Niederschwellige Prävention, Aufklärung und Unterstützung im sozialen Umfeld wären aber darüber hinaus unerlässlich.

Die Projektbeteiligten mit Barbara Crombach (Alzheimer Gesellschaft Bochum), Anna-Magdalena Schorling und Jana Weikamp (VINZENZ gGmbH) und Dr. Ute Brüne-Cohrs (LWL-Universitätsklinikum Bochum) berichteten von der Projektentwicklung, pädagogischen Arbeit und Ergebnissen. So zeigen die projektbegleitend erhobenen wissenschaftlichen Daten, dass die psychische Belastung der Jugendlichen nach der Projektphase deutlich geringer ist als zu Beginn. Weiterhin wurden Interviews der teilnehmenden Jugendlichen eingespielt, in denen die einhellige Meinung deutlich wurde, dass nicht nur der Austausch mit ebenfalls betroffenen Gleichaltrigen als äußerst hilfreich empfunden wurde. Besonderes Highlight: ein durch die Jugendlichen aufgenommenes Hörspiel „Mathildas Welt kippt“, welches erstmals öffentlich vorgestellt wurde.

Der Vortrag zu Perspektiven für Kinder und Jugendliche in demenzbetroffenen Familien von Juliane Tausch, Klinische Sozialarbeiterin und Kinderschutzfachkraft bei Der Paritätische Hamburg, sorgte zuguterletzt für einen positiven und akzentuierten Abschluss: „Das Leben der Kinder wird weitergehen – mit Stärkung und Resilienzförderung!“

KIDSDEM wird seinen vorläufigen Abschluss im Herbst 2024 haben. Über eine Fortführung und Verstetigung wird bereits nachgedacht.

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